Till Bochmann with non-architect guest Daniel
Wir sind hier, um Räume zu spüren und Orte zu schaffen. Jeder Raum, Platz, Bereich, Ecke und so weite hat sein ganz eignes Gefühl. Dieses Gefühl ist das poetic image*, quasi das Bild, welches sich spontan und intuitiv in deinem Kopf abbildet. Dabei ist ein Raum nicht immer von Wänden bestimmt, sondern kann sich auch durch Materialität, Licht oder Höhenunterschiede abgrenzen. Somit kann Raum mit der dazugehörigen Atmosphäre, welche das poetic image* hervorruft, sehr individuell sein, aber es ist auch möglich Räume vorzubestimmen. Diese Räume werden dann mit einem artistic image* geschafften, d.h. der creator schafft einen Raum mit einer Intension ein bestimmtes Bild zu vermitteln, das heißt aber nicht, dass z.B. du, diese Idee teilst, du kannst auch etwas anderes sehen und fühlen als der creator angedacht hat. Stehen wir nun in solch einem geschaffenen Raum, kann man feststellen, dass der gesamte Körper involviert ist, man hört die Schritte, man spürt die Kälte, man fühlt die raue Oberfläche und man sieht die verschiedenen Formen. All diese Sinneseindrücke kommen zusammen und lassen dich den Raum, in dem du gerade stehst, fühlen. So verbindet man diese Eindrücke immer mit einer Erinnerung und einen bestimmten Ort und ohne diese Eindrücke wäre der Ort nicht der Ort. Demzufolge kann die Gleichung body + space = place aufstellen, dies bedeutet, jeder Mensch kann aus einem Raum mit Hilfe von seinen Gefühlen einen Ort schaffen. Was nun dieser Ort jedem Einzelnen bedeutet, kann sehr unterschiedlich sein. Und so befinden wir uns wieder am Anfang mit; Räume spüren und Orte schaffen.
* reference to The Embodied Image: Imagination and Imagery in Architecture by Juhani Pallasmaa
A visit to the Haus der Kathedrale in Dresden, renovated 2017-2021 by Alexander Poetzsch Architekten…
WHAT
RUHIG
Daniel betrachtete den Raum distanziert und mit
viel Respekt, er bewegte sich wenig und fasste
nichts an. Die Kapelle wurde dennoch als ruhig,
angenehm und spirituell empfunden. Der Geruch
von Kerzenwachs zog ihm in die Nase und seine
Aufmerksamkeit richtete sich auf die Farben
und dem Licht. Er beschrieb dieses als hell und
weiß, fand es aber trotzdem angenehm auch im
Zusammenspiel mit dem Holz.
HOW
MONOTONIE DES LICHTES
Alles passt zusammen, die grau / orange des
Steins, die Braun des Holzes, das Weiß der
Wände und das Rot der Textilien. Das Zusammenspiel der Farben ist sehr ausgeglichen keine Farbe setzt sich in den Vordergrund und denn
noch ist der Kontrast zwischen den Einbauelementen und der Wand gut zu sehen, womit die Orientierung im Raum vereinfacht wird. Außerdem sind die Dimensionen des Raumes an die
des menschlichen Körpers angepasst, d.h. man
fühlt sich weder erdrückt noch verloren. Das
sehr gleichmäßige, weiße Licht, was über die
beleuchteten Wandpaneele, welche vor den eigentlichen Fenstern sitzen, leuchten den Raum gleichmäßig aus und es entsteht kaum Schattenwurf. Dies gibt dem Raum eine Monotonie und was von den Farben gleichzeitig unterstützt,
aber auch kontrastiert. Vor allem das Holz und
die roten Textilien geben dem Raum wärme,
während das weiße Licht den Raum abkühlen.
WHY
HAUSKAPELLE
Das Haus der Kathedrale ist der Dienstsitz des
Bischofs des Bistums Dresden-Meißen und ist
das ehemalige Kanzleihaus aus der Renaissancezeit, welches ende 1990er Jahre wiederaufgebaut wurde. 2017 bis 2021 wurde es saniert, so auch die im 2. Obergeschoss sitzende
Kapelle. Sie soll eine Leichtigkeit ausstrahlen
und den Anschein erwecken, dass sie auch auf
freier Fläche unter freiem Himmel stehen könnte.
Die wurde mit den hinterleuchteten Onyx-Wänden umgesetzt, welche die dahinterliegenden Fenster und Wände des Gebäudes verdecken.
Somit steht der Raum in keinem Zusammenhang
mit der Grundgebäude. Die farbliche Harmonie wird durch die Möblierung erzeugt, welche
hauptsächlich aus Eichenholz und Rochlitzer
Porphyr besteht.
WHAT
ANGENEHM
Im Gewölbekeller fühlte Daniel sich sicher, was
ihn veranlasste den Raum zu erforschen. Er
bewegte sich viel und frei im Raum und steckt auch hier und da mal seinen Kopf in irgendwelche Öffnungen. Er betrachtet intensiv
die Kuriositäten im Raum und trat an diese heran, um sie aus der Nähe zu sehen. So beschrieb
er den Raum als gemütlich und erweckte den
Anschein sich hier wohlzufühlen.
HOW
ROH BELASSEN
Der Gewölbekeller ist sehr roh belassen, die
Backsteine liegen frei und sind zum Teil noch
mit Putz überdeckt, dies lässt den Raum rustikal
wirken und nicht so zerbrechlich wie die Kapelle.
Dadurch fühlt man sich sicherer und bewegt sich
mehr, da man keine Angst hat irgendwas kaputt
zu machen. Der rotbraune geflieste Boden wie
auch die Backsteine an der Decke geben dem
Raum einen warmen Charakter, in dem man verweilen möchte. Der Raum ist gut ausgeleuchtet und die Holzmöbel laden zum Hinsetzen ein.
WHY
GEWÖLBEKELLER
Die Tonnengewölbe, sowie das gute erhaltene
Wandgemälde des Gewölbekeller stammen noch
aus dem 16. Jahrhundert und bilden den Keller
des Gebäudes. Hier wurde ein kleiner Tresen
und lange Tafeln hineingesetzt, um den Keller als
Veranstaltungsraum mit nutzen zu können. Durch
die ruhen sandgestrahlten Ziegeldecken, erhalten die Räume einen rustikalen Anschein und
wirken wie alte Weinkeller.
WHAT
“KOMISCH LEER”
Ratlosigkeit machte sich in Daniel im ersten
Raum der Tour in ihm breit. Es war ihm unangenehm in dem Raum sich umzuschauen, er
fühlte sich deplatziert. Auch die Stille und Leere
bedrückten ihm und er wusste nichts mit sich
anzufangen und auch nicht was zu erwarten war.
Es war im offensichtlich unangenehm nicht zu
wissen was jetzt auf ihm zukommt.
HOW
LEERER SÄULENWAND
Die Empfangshalle war recht düster und das
einfallende Tageslicht war kühl und weiß, somit
wirkte der Raum kalt, auch wenn er angenehm
klimatisiert war. Diese Kälte wurde auch von
den Farben des Bodens, der Säulen und der
Decke wieder gegeben, nur der hölzerne Einbau strahlte etwas Wärme aus. Weiterhin ist der
Raum mit vielen Säulen durchzogen, wodurch
man schnell die Übersicht verloren hat und man
sich nichts unter diesen Raum vorstellen konnte.
So wirkte er eher wie ein überdimensionierter
Durchgangsraum. Das Fehlen von Verzierungen
machten den raum sehr schlicht und leer und man fühlte dich nicht recht wohl hier zu verweilen, weil man auch keinen Grund hatte sich ihn näher anzuschauen.
WHY
FOYER
Das Foyer wurde im Zuge der Sanierung umgestaltet, so wurden die Eingänge zum Innenhof ausgerichtet, mit dem Gedanken das Foyer
selbst als eine Art Veranstaltungsraum zu organisieren. Der Raum wird durch viele Säulen geteilt und besitzt eine neue Decke, welche das frühere
Gewölbe nachempfinden soll. Die Eichenholz
Einbauten dienen als Aufzugumbauung und
als Stauraum und füllt einen quadratischen
Säulenzwischenraum aus und dient gleich als
einzige Sitzmöglichkeit im Raum.
KOMISCHE LEERE