Seminar Winter Semester 23/24
SPACE + BODY = PLACE
Intuitive bodily experiencing of space
Intuitive körperliche Raumerfahrung
GdE – Chair of Foundations of Architectural Design at the TU Dresden
Lessons from the Built Environment
Nowadays it could be argued that we are in the RE-era, i.e. the era of renovating, repurposing, reusing, recycling, refurbishing, resizing, remodelling, etc. Our physical world is a patchwork of elements and principles, and unlike time and history, its lifespan is anything but linear. Our built environment is an intricate collage of ever-changing spaces that we define and redefine through our interactions.
As architects build less and less new buildings and work more and more in the RE sector, our education needs to equip us accordingly, referring not only to formal education but also to our personal investigative approaches to self-development.
A shift in our approach towards studying and learning architecture in an archaeological way could be beneficial and even essential. Archaeology focuses primarily on the object itself. Its main protagonist is materiality. It examines the physical objects found on site to understand their relationship to us – humans and our behaviour. By observing their properties, archaeology seeks to place objects in time and thus in relation to other physical objects. Finally, after discovering the What and the How, archaeology asks the Why, that is, it looks for a broader context than just a time frame.
This principle of learning in reverse not only gives us an understanding of what is and what was, but also allows us to gather knowledge with which to project and anticipate change and evolution.
Lernen von der gebauten Umwelt
Heutzutage könnte man sagen, dass wir uns in der RE-Ära befinden, d.h. d.h. die Ära der renovating, repurposing, reusing, recycling, refurbishing, resizing, remodelling, etc. Unsere physische Welt ist ein Patchwork aus Elementen und Prinzipien, und im Gegensatz zu Zeit und Geschichte ist ihre Lebensdauer alles andere als linear. Unsere gebaute Umwelt ist eine komplexe Collage von sich ständig verändernden Räumen, die wir durch unsere Interaktionen definieren und umdefinieren.
Da Architekten immer weniger neue Gebäude bauen und mehr und mehr im Bereich des RE-Sektors arbeiten, muss unsere Ausbildung uns dementsprechend ausstatten, und zwar nicht nur in Bezug auf die formale Ausbildung, sondern auch auf unsere persönlichen Forschungsansätze zur Selbstentwicklung.
Eine Änderung unserer Herangehensweise zu einer archäologischen Untersuchung der Architektur könnte von Vorteil und sogar zwingend notwendig sein. Die Archäologie konzentriert sich in erster Linie auf das Objekt selbst. Ihr wichtigster Protagonist ist die Materialität. Sie untersucht die vor Ort gefundenen physischen Objekte, um ihre Beziehung zu uns – den Menschen und unserem Verhalten – zu verstehen. Durch die Beobachtung ihrer Eigenschaften versucht die Archäologie, Objekte in der Zeit und damit in Beziehung zu anderen physischen Objekten zu setzen. Nachdem sie das Was und das Wie herausgefunden hat, fragt die Archäologie schließlich nach dem Warum, d.h. sie sucht nach einem breiteren Kontext als nur einem Zeitrahmen.
Dieses Prinzip des Rückwerkslernens vermittelt uns nicht nur ein Verständnis für das, was ist und was war, sondern ermöglicht es uns auch, Wissen zu sammeln, mit dem wir Veränderungen und Entwicklungen projizieren und antizipieren können.
Intuition before Explanation
Let´s begin with a completely nonreferential approach to existing spaces firstly with our bodies and use space before analysing it. We are to intuitively experience atmospheres, created by a play of spatial parameters, before thinking about them.
This exercise make us the user before we become the designer. Right at the beginning, before we turn on our architectural minds, we are to flow through space and let it influence us. We are to let our bodies intuition take over and let some else’s spatial manipulations guide us.
Has our view been steered in a certain direction?
Has a surface invited us to take a seat?
Do we feel like quickly passing through or maybe like taking our shoes off and walking barefoot?
The intuitive experience of already built spaces is essential for the growth of the architect, because it teaches us the potential results of our work, without forgetting all the human senses, which are easily forgotten in today’s world of visual dominance.
The general aim of these exercises is to understand spatial parameters as tools for creating atmospheres, which then, through the intuition of their users, provoke the creation of places.
Understanding spatial parameters, what they are in terms of properties and character, and how to manipulate them is the craft of the architect.
Furthermore, this exercise isn’t just for architects.
Architecture, both on the side of the user and the creator, is based on imagination. As architecture can often be too abstract to describe, architects often seek existing examples in the built environment to convey to clients what future spatial experiences they are investing in and help them imagine the outcome. But we learn very early on that in this dialogue spatial quality is hardly the argument it should be.
All humans have a very intimate relationship with space, so understanding our built environment should be part of our primary education. We learn basic principles in maths, biology, chemistry, etc. but our spatial perception is sadly not something everybody trains. Every potential inhabitant of architecture should developed some basis in analytical thinking towards space and its parameters, so that the dialogue about making spaces could be elevated and the importance of spatial quality wouldn’t be questioned.
Intuition vor Analyse
Beginnen wir mit einer völlig unreflektierten Auseinandersetzung mit bestehenden Räumen, zunächst mit unserem Körper. Wir werden intuitiv Atmosphären erleben, die durch ein Spiel von räumlichen Parametern entstehen, bevor wir über sie nachdenken.
Diese Übung machen uns zu Nutzern, bevor wir zu Gestaltern werden. Am Anfang, bevor wir unseren architektonischen Verstand einschalten, sollen wir durch den Raum fließen und ihn auf uns wirken lassen. Wir sollen uns von der Intuition unseres Körpers leiten lassen und uns von den räumlichen Manipulationen anderer leiten lassen.
Wurde unser Blick in eine bestimmte Richtung gelenkt?
Hat uns eine Fläche zum Sitzen eingeladen?
Haben wir Lust, schnell hindurchzugehen oder vielleicht die Schuhe auszuziehen und barfuß zu gehen?
Die intuitive Erfahrung bereits gebauter Räume ist für die Entwicklung des Architekten von wesentlicher Bedeutung, denn sie lehrt uns die möglichen Ergebnisse unserer Arbeit, ohne dabei alle menschlichen Sinne zu vergessen, die in der heutigen Welt der visuellen Dominanz leicht in Vernachlässigung fallen.
Das allgemeine Ziel dieser Übungen ist es, räumliche Parameter als Werkzeuge zur Schaffung von Atmosphären zu verstehen, die dann durch die Intuition ihrer Nutzer die Entwicklung von Orten ermöglichen. Das Verständnis der räumlichen Parameter, ihrer Eigenschaften, ihres Charakters und ihrer Manipulation ist das Handwerk des Architekten.
Außerdem ist diese Übung nicht nur für Architekten gedacht. Architektur beruht auf Vorstellungskraft, sowohl auf Seiten der Nutzer als auch auf Seiten der Planer. Da Architektur oft zu abstrakt ist, um sie zu beschreiben, suchen Architekten oft nach bestehenden Beispielen in der gebauten Umwelt, um ihren Kunden zu vermitteln, in welche zukünftigen Raumerfahrungen sie investieren und ihnen zu helfen, sich das Ergebnis vorzustellen. Wir lernen jedoch sehr schnell, dass räumliche Qualität in diesem Dialog kaum das Argument ist, das es sein sollte.
Alle Menschen haben eine sehr enge Beziehung zum Raum, daher sollte das Verständnis unserer gebauten Umwelt Teil unserer Grundausbildung sein. Wir lernen die Grundlagen in Mathematik, Biologie, Chemie usw., aber unser räumliches Vorstellungsvermögen ist leider nicht etwas, das jeder lernt. Jeder potentielle Nutzer von Architektur sollte ein gewisses Maß an analytischem Denken über den Raum und seine Parameter entwickeln, um den Dialog über die Schaffung von Raum zu vertiefen und die Bedeutung der räumlichen Qualität nicht in Frage zu stellen.
This course is divided into two parts.
In the first half of the semester we will focus on implementing this approach to learning from the built environment and developing our intuition as architects and space makers. We will try to take off our architectural hats and approach architecture in reverse. First, we will visit places intuitively, simply as users, without analysing them, and try to absorb their atmosphere. Retrospectively, we will try to understand how our experience came about and what architectural tools were used to create the spaces we visited.
In the second part of the semester we will then try to reinvent the same approach to learning from the built environment as a basic education in spatial qualities for the non-architect. The ultimate goal of this seminar is to take a step towards bridging the communication gap between architect and user.
Dieses Seminar ist in zwei Teile gegliedert.
In der ersten Hälfte des Semesters werden wir uns darauf konzentrieren, diesen Ansatz des Lernens von der gebauten Umwelt umzusetzen und unsere Intuition als Architekten und Raumgestalter zu entwickeln. Wir werden versuchen, unsere Architektenhüte abzunehmen und uns der Architektur in umgekehrter Weise zu nähern. Zunächst werden wir Orte intuitiv besuchen, einfach als Nutzer, ohne sie zu analysieren, und versuchen, ihre Atmosphäre aufzunehmen. Im Nachhinein werden wir versuchen zu verstehen, wie unsere Erfahrungen zustande gekommen sind und welche architektonischen Mittel verwendet wurden, um die von uns besuchten Räume zu schaffen.
Im zweiten Teil des Semesters werden wir dann versuchen, denselben Ansatz des Lernens von der gebauten Umwelt als eine grundlegende Ausbildung in räumlichen Qualitäten für Nicht-Architekten umzusetzen. Das ultimative Ziel dieses Seminars ist es, einen Schritt zur Überbrückung der Kommunikationslücke zwischen Architekt und Nutzer zu machen.